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Pressemitteilung der Nebenklagevertreter Rechtsanwälte Stolle und Scharmer vom 03.02.2014

Die „Lisa“ aus der Polenzstraße hielt die bürgerliche Fassade des Trios aufrecht.

Die Bundesanwaltschaft versucht zu verhindern, dass die politische Gesinnung des Umfelds des Trios aufgedeckt wird.

Die Hauptverhandlung wurde mit der Vernehmung der Zeugin Sindy P. fortgesetzt. Sie war Nachbarin des Trios in der Polenzstraße in Zwickau von 2007 bis 2009. Zschäpe hatte sie zunächst unter dem Namen „Lisa“ kennengelernt. Der Name sei wohl so entstanden, dass ein Kind sie „Lisa“ nannte, sie aber eigentlich Susann geheißen habe. So habe sie aber keiner angesprochen. Von den Männern habe sie nur einen in der Polenzstraße gesehen, wie sich später herausstellte, Uwe Mundlos. Mit dem habe sie keinen Kontakt gehabt. Mit Zschäpe, alias Lisa, habe sie öfter zusammen gesessen und Wein getrunken. Sie sei gesellig gewesen, habe oft mit in einer Runde der Hausbewohner gesessen. „Lisa“ habe nie eine Telefonnummer von sich heraus gegeben. Die Treffen waren von ihr aus immer spontan. Sie habe gesagt, dass sie von zu Hause aus studiere und ihr Partner selbständig in der Elektrobranche sei. Sonst habe sie nicht viel über sich erzählt, sei mehr eine gute Zuhörerin gewesen. Um politische Themen sei es nie gegangen. Oft sei Zschäpe in den Urlaub gefahren. Einmal habe die Zeugin auch mitbekommen, dass sie dafür ein Wohnmobil nutzte. Einmal sei sie wegen eines Wasserschadens in der Wohnung gewesen. Dabei sei ihr berichtet worden, dass der Freund von „Lisa“ sein Zimmer speziell gedämmt hätte.

Rechtsanwalt Scharmer erklärt dazu:

“Dass Zschäpe in der Nachbarschaft den Kontakt suchte und nach außen die Fassade von „Susann D.“ bzw. Lisa und ihrem Freund aufrecht erhielt, passt in das Bild der Anklage. Es ging um die Legendierung im Untergrund, um die bürgerliche Fassade des Trios. Erstaunlich ist, dass auch diese Zeugin aus Zwickau heute ohne jegliche Distanz zu Zschäpe aussage - das selbst, nachdem klar war, dass auch ihr eigener Nachname später vom Trio als Legende genutzt wurde. Daneben stellt sich noch einmal die Frage, ob das Trio nicht zumindest zeitweise eine zweite konspirative Wohnung nutzte, da Uwe Böhnhardt der Nachbarin nie aufgefallen war.“

Zwischendurch wurde noch der Neurologe vernommen, der die Rehabilitationsbehandlung von Martin A., dem in Heilbronn durch einen Kopfschuss schwerstverletzten Polizeibeamten, durchgeführt hatte. Er stellte die schwerwiegenden Schädel- und Hirnverletzungen plastisch dar. Martin A. litt unter anderem auch an einer retrograden Amnesie. Durch die Schwere der Hirnverletzung sei es auch nicht möglich, die Gedächtnisinhalte zum Tatgeschehen wieder zu konstruieren.

Danach ging es noch einmal um die Aussage von Sindy P. Der Nebenklagevertreter Narin stellte Fragen zur politischen Einstellung der Zeugin und ihres Ehemanns. Das wurde von der Bundesanwaltschaft beanstandet. Sie meine, es ginge bei der politischen Einstellung um höchstpersönliche Frage, die man der Zeugin nicht stellen dürfe.

Rechtsanwalt Scharmer erklärt dazu:

“Das Vorgehen und die Stellungnahmen der Bundesanwaltschaft im Verfahren zeigt zunehmend, dass es ihr nicht die Aufklärung geht, sondern allein darum, ihre Anklage möglichst schnell abzuhaken. Selbstverständlich kann die Zeugin zu einer rechten Gesinnung von ihr und ihrem Mann befragt werden. Dabei geht es nicht nur um die Überprüfung ihrer Glaubwürdigkeit. Die Anklage wirft Zschäpe gerade vor, das Trio nach Außen legendiert zu haben. Dafür kommt es natürlich auch darauf an, welches Umfeld sie hatte und wie dessen politische Einstellung war.“

Der Vorsitzende ließ die Fragen entgegen der Auffassung der Bundesanwaltschaft zu. Ihr wurden zahlreiche Dinge aus ihrem Facebookaccount und dem ihres Mannes vorgehlten. Darunter rassistische Gedichte insbesondere gegen Türken und ein Bild vom Paulchen Panter mit dem Schriftzug „I love You!“. Außerdem hatte sie eine Website gegen den Neubau eines Asybewerheimes verlinkt. Diese politische Einstellung finde sie normal. An Zschäpe sei ihr in politischer Hinsicht nichts aufgefallen.